Erfahrungsberichte
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„Ein guter Techniker, aufs eigene Bauchgefühl hören und die Prothese testen – mein Leben mit der Armprothese“

„Sucht euch einen guten Techniker und hört auf euer Bauchgefühl!“, ist Frederikes Tipp an alle, die ihre Geschichte teilen. Die 25-Jährige sitzt vollkommen entspannt am Tisch, macht einen aufgeschlossenen, lebensfrohen und natürlichen Eindruck, sodass man die Prothese an ihrem linken Unterarm kaum wahrnimmt.

Aufgrund einer Blutvergiftung, die sich durch einen Behandlungsfehler in ihrem Körper ausbreitete, musste Frederikes Unterarm im Jahr 2015 abgenommen werden. Nachdem mehrere ihrer Organe versagten und sie ins Koma fiel, folgte eine schwere Zeit für Frederike, in der sie mehrfach auf die Probe gestellt werden sollte. Nach der Zeit auf den Intensivstationen, wurde sie auf der Station für Querschnittsgelähmte in der Reha-Klinik aufgepäppelt. Sie fühlte sich schlecht, gerade den anderen Patienten gegenüber – sie hatte die Gewissheit, dass sie das Krankenhaus auf eigenen Beinen verlassen wird, die anderen Patienten aber nie wieder laufen können.

Im Zuge der Behandlung erhielt Frederike bereits in der Reha ihre erste Prothese. Der Prothesenschaft war hautfarben, saß sehr schlecht, entsprach nicht ihren Vorstellungen und passte nicht zu ihrer High-Tech-Hand. Das sollte sich aber bald ändern. Frederike war auf der Suche nach einem neuen Orthopädietechniker. Dass es sich um eine „schwierige“ Patientin handeln würde, stellte sich schnell als falsch heraus. Sie hatte lediglich Wünsche und Ansprüche an eine Prothesenversorgung, die einfach gemeinsam besprochen und deren Machbarkeit ausgetestet werden wollten.

Erfahrungsbericht Armprothese #1
Erfahrungsbericht Armprothese #3

Schon beim ersten Treffen konnte der Techniker Frederike beruhigen: zusammen würden sie so lange an einer geeigneten Lösung arbeiten, bis es passt. Die Chemie zwischen Patientin und Orthopädietechniker schien sofort zu stimmen. Die beiden verstanden sich gut und lachten auch viel zusammen.

Beim Erarbeiten einer Lösung stellt der Techniker fest, dass der erste für Frederike gefertigte Schaft nicht optimal saß. Deswegen funktionierte er nicht ganz so wie vorgesehen. Durch entsprechende Anpassungen und einen neuen Prothesenschaft konnte die High-Tech-Hand auch problemlos angesteuert und genutzt werden. Frederike wollte einfach nicht aufgeben und bewies, dass man mit Durchhaltevermögen und einer Übung im Alltag auch wieder gut zurechtkommen kann.

Trotz der mehr als 450 Kilometer Entfernung nach einem Umzug, sollte die Behandlung irgendwie voranschreiten. Das bedeutet etwas mehr Aufwand für Frederike und ihren Techniker, lohnt sich aber, wenn die Versorgung entsprechend erfolgreich ist. Dann halten sich die gegenseitigen Treffen in Grenzen und vieles lässt sich auch über den Postweg erledigen.

Frederike hat mit der Dauer der Behandlung eine Bindung zu allen Beteiligten aufgebaut, sodass sie die gesamte Versorgung vertrauensvoll dem Techniker in die Hände legen konnte. Durch den engen Kontakt, den sie zu dem Unternehmen „Össur“ und dem Orthopädietechnikermeister pflegt, trifft sie immer wieder auf neue Leute, die wie sie amputiert sind und mit denen sie sich austauschen kann. Ein bisschen Spaß ist natürlich auch immer mit dabei.

„Sucht euch einen guten Techniker. Hört auf euer Bauchgefühl. Testet eure Prothesen – immerhin müsst ihr mit dem Ergebnis leben. Gebt unbedingt ehrliches Feedback, und sagt genau, was ihr wollt. Man darf sich nichts aufschwatzen lassen. Und ganz wichtig: testen, üben und probieren. Keine Prothese sitzt sofort perfekt, und nur durch viel Bewegung und Übung erkennt man die Schwachstellen.“ Das sind die Ratschläge, die Frederike jedem Betroffenen nahelegt. Ihre Erfahrungen haben gezeigt, dass es sich lohnt, beharrlich zu bleiben. Seit 2015 hat sich einiges in ihrem Leben geändert. Sie macht viel Sport, bewegt sich oft mit ihrem Hund Paul in der Natur und ist sehr gern mit ihren Freunden unterwegs. Ihr neuer Berufswunsch: Ingenieurin der Medizintechnik! Frederike möchte gern selbst in der Prothetikbranche arbeiten und die Entwicklung neuer Technik unterstützen, damit Prothesen und der Umgang mit ihnen besser werden.

Wir wünschen ihr dabei alles Gute!

Erfahrungsbericht Armprothese #4